Führungskräfte bewegen sich häufig in einem sehr dynamischen und gleichzeitig oft heterogenen Umfeld. Immer wieder werden sie mit sehr unterschiedlichen und auch immer wieder sehr neuen Situationen und menschlichen Verhaltensweisen in ihrem Umfeld konfrontiert. Innerhalb kurzer Zeit müssen sie oft von einem Thema in das nächste springen, sich auf neue Situationen und wechselnde Gesprächspartner einstellen. Oft geschieht dies spontan ohne sich auf die konkrete Situation ausreichend vorbereiten zu können.
Das macht die Aufgabe der Führungskraft einerseits interessant und abwechslungsreich – anderseits ist dies eine große Herausforderung, denn unterschiedliche Situationen und Menschen erfordern situatives Führen. Dies benötigt die Fähigkeit, eine Situation und die Menschen, mit denen interagiert wird aufmerksam zu beobachten, den richtigen Kontext herzustellen und dann das Führungsverhalten situativ auf diese Situation einzustellen.
Zwei Eigenschaften erleichtern das situative Führen und macht sehr gute Führungskräfte aus:
Erstens braucht es ein möglichst breites Spektrum an potentiellem Führungsverhalten. Die Führungskraft sollte in der Lage sein, ohne übermäßige Anstrengung unterschiedliches Verhalten abzurufen und authentisch nach außen zu vermitteln. Wer in der Lage ist, wenn die Situation es erfordert, zum Beispiel in einer Krisensituation schnell Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen und wer gleichzeitig auch die nötige Geduld hat – wenn es angeraten ist – möglichst viele andere Menschen in eine Entscheidung einzubinden und diese sorgfältig abzuwägen, der hat ein viel größeres Handlungsspektrum zur Verfügung als derjenige, der auf jede Situation immer nur in der einen Art und Weise vorgeht.
Gleiches gilt für die Fähigkeit, einerseits sorgfältig analytisch mit Zahlen, Daten und Fakten umzugehen aber eben auch den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren und andere für eine Vision oder eine Strategie auch auf der emotionalen Ebene mitnehmen zu können. Wer diese verschiedenen Eigenschaften nicht mitbringt, der sollte sich bei seinem Chef, seinen Mitarbeitern oder bei Kollegen Unterstützer und Verbündete suchen, die genau diese fehlenden Eigenschaften mitbringen und in der konkreten Situation beisteuern können.
Zweitens braucht die Führungskraft für situatives Führen ein festes Wertesystem.
Werte werden verstanden, als situationsübergreifende, handlungsleitende Ideale und geben der Führungskraft die Möglichkeit, sich in konkreten Situationen mit ihrem konkreten Verhalten an diesen Werten zu orientieren und leiten zu lassen.
Wer sich etwa durch die Werte „Konsequenz“ und „Verbindlichkeit“ leiten lässt, der wird in den unterschiedlichsten Situationen darin Hilfe finden, sich im Zweifel mit seinem Führungsverhalten so auszurichten, das diese Werte erfüllt sind. Dies schafft situationsübergreifende Verlässlichkeit im Handeln und ist auch für das Umfeld ein wichtiger Faktor, die Führungskraft einschätzen zu können. Führungskräfte sollten also ihr persönliches Wertesystem nicht für sich behalten sondern mit möglichst vielen Menschen in ihrem Umfeld teilen.
Zum Thema „situatives Führen“ und „Wertesystem“ daher heute die folgenden fünf Fragen zum Wochenende:
1. Welche potentiellen Verhaltensweisen habe ich in meinem persönlichen Verhaltens-Portfolio parat?
2. Welches Verhalten / welche Situationen fallen mir besonders leicht und welches Verhalten / welche Situationen fallen mir besonders schwer?
3. Wer kann mich in den schwierigen Situationen unterstützen und wie?
4. Welche Werte leiten mein Handeln in den unterschiedlichen Situationen?
5. Wie gut kennt mein Umfeld meine handlungsleitenden Ideale?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Ihr tut.
Euer / Ihr Frank Bönning
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