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AutorenbildFrank Bönning

Der starke Mann oder die starke Frau in der Krise allein reichen nicht

Welche Führung braucht es in einer handfesten Krise? In meiner Wahrnehmung rufen aktuell viele nach dem „starken Mann“ oder der „starken Frau“, die im Krisenfall das Steuer in die Hand nehmen, vorweg gehen, schnelle und klare und manchmal harte Entscheidungen treffen und diese auch konsequent durchsetzen. Schluss mit der partizipatorischen Führung und langwierigen Abstimmungen, für das Einbinden des Teams bleibt jetzt keine Zeit, jetzt braucht es eine harte Hand und klare Orientierung, damit die Krise schnell bewältigt werden kann.


Ich glaube, dass es in der Krise, verschiedene Arten von Führung braucht – die allerdings alle gleichzeitig, denn tatsächlich kommt es auf schnelle Entscheidungen an, aber das allein reicht nicht.


Krise verstehe ich als „schwierige, gefährliche oder instabile Situation, die eine schnelle Entscheidung oder Lösung erfordert“, unabhängig davon, ob selbst verschuldet oder von außen ausgelöst. Ich vergleiche „Krise“ gerne mit einem Autounfall und frage mich, was hilft bei einem Autounfall, dass die „Krise“, also die gefährliche und instabile Situation auf einer Autobahn nach einem Unfall bestmöglich bewältigt wird.


In der Tat braucht es den mutigen und entschlossenen Ersthelfer, der sich um die unmittelbaren Folgen – hier die verletzten oder in Gefahr befindlichen Personen kümmert, der Verantwortung übernimmt, Aufgaben verteilt und antreibt. Es braucht aber auch denjenigen, der die Unfallstelle absichert und weitere Unfälle und damit eine Verschlimmerung der Situation vermeidet. Es braucht denjenigen, der professionelle Hilfe ruft, wenn die eigenen Ressourcen etwa zur Versorgung der Verletzten nicht ausreichen, also Rettungsdienst und Feuerwehr informiert. Es braucht aber auch denjenigen, der den Unfallopfern Trotz spendet und Mut macht und sich um die ersten emotionalen Folgen des Unfalls kümmert. Schließlich braucht es, etwas später, denjenigen, der die Fakten des Unfalls festhält, die Ursachen analysiert und daraus Maßnahmen ableitet. Und es braucht selbst diejenigen, die – wenn sie keinen eigenen Beitrag leisten können, schnell weiterfahren und nicht durch Gaffen die Bearbeitung der Krise behindern.


Alle diese Rollen lassen sich auch auf Krisen in Unternehmen anwenden. Es braucht entschlossenes erstes Handeln und die Übernahme von Verantwortung, es braucht das Absichern, um die Verschlimmerung der Situation zu verhindern, es braucht Information und das Hinzuziehen von Experten, wenn die eigenen Ressourcen nicht ausreichen, die Krise zu bewältigen, es braucht die Nachbereitung und Analyse und Antworten auf die Frage, was müssen wir verändern, damit eine solche Krise nicht noch einmal passiert und es braucht nicht zuletzt auch Führung, die sich mit den emotionalen Folgen einer Krise beschäftigt und den Betroffenen mit Empathie begegnen kann.


Da alle diese Rollen unmöglich von nur einer Person bewältigt werden können, komme ich zu dem Schluss, dass Krisenbewältigung immer nur Teamwork sein kann und nicht allein an einer „starken Hand“ hängt.


Erster Schritt in der Krisenbewältigung sollte also sein, das Team und die Rollen zu definieren, die sich um die Krise kümmern und dann jeden im Team mit seinen Stärken so einzusetzen, dass am Ende eine erfolgreiche Krisenbewältigung gelingt.


Zum Thema „Führung in der Krise“ wie immer hier 5 Fragen zur Selbstreflektion:


1.       Welche Rolle liegt mir in der Krisenbewältigung am besten?

2.       Welche Rolle fällt mir in der Krisenbewältigung besonders schwer?

3.       Könnte ich mit meinem Team alle Rollen gut besetzen?

4.       Welche Rolle wünsche ich mir von meinem direkten Vorgesetzten in der Krise?

5.       Was konnte ich aus der letzten bewältigten Krise für mich lernen?

 

Wie immer wünsche ich viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.

Ihr Frank Bönning

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