Gute Führung braucht Zeit und gute Führung braucht gute Erreichbarkeit der Führungskraft durch die Mitarbeiter.
Ein Chef, der für seine Mitarbeiter nur schwer erreichbar ist, vernachlässigt ein wesentliches Element guter Führung. Natürlich strebt jede Führungskraft danach, dass ihre Mitarbeiter möglichst selbständig arbeiten und nicht wegen jeder kleinen Frage im Tagesgeschäft immer wieder Rücksprache mit ihrem Chef halten. Es ist ja eigentlich ein gutes Zeichen, wenn der Chef nichts von seinen Mitarbeitern hört, denn dann darf er im Normalfall davon ausgehen, dass seine Mitarbeiter alles im Griff haben. Wann aber hört der „Normalfall“ auf?
Chef und Mitarbeiter sollten ein gemeinsames Verständnis haben, bei welchen Gelegenheiten und bei welchen Themen der Mitarbeiter auf den Chef zugehen sollte oder sogar zugehen muss. Dies kann sehr individuell gehandhabt werden und richtet sich stark nach der jeweiligen Führungskultur im Unternehmen und dem Grad des Vertrauens, dass der Chef seinen Mitarbeiter entgegenbringt. Viele Unternehmen haben auch klare formale Regeln, wann und wie der Chef bei bestimmten Entscheidungen oder Ereignissen einzubinden ist. Oft sagt einem schon der gesunde Menschenverstand, wann es an der Zeit ist, seinen Chef in ein Thema einzubinden.
Was der Chef dabei immer sicherstellen sollte, ist die gute Erreichbarkeit für seine Mitarbeiter. Zudem sollten die Mitarbeiter wissen, wie die Kommunikation erfolgen soll (persönlich? Telefon? Mail?) und welche Wege je nach Priorität des Themas durch den Chef bevorzugt werden.
So sollte bei wichtigen und/oder sehr dringenden Themen unbedingt der persönliche Kontakt gesucht oder zum Telefon gegriffen werden, während nicht so wichtige Informationen auch gut per Mail geschickt werden könnten. Der Chef sollte sich zudem eigene Standards setzen und einhalten, wie er auf die Kontaktversuche seiner Mitarbeiter reagiert, wenn er einmal nicht erreichbar ist. Ruft er zurück? Hört er Mailbox-Nachrichten (sofort) ab oder erst später oder gar nicht? Ist die Info per SMS oder Messenger ok? Wie ist es mit dem persönlichen Kontakt im Büro? Steht die Tür offen? Muss sich ein Mitarbeiter im Vorzimmer anmelden oder kann er gleich zum Chef durchgehen? Was passiert, wenn die Tür zu ist? Wissen die Mitarbeiter überhaupt, wo der Chef gerade ist und was er macht? Zu welchen Uhrzeiten ist ein Anruf (je nach Situation) noch ok?
Neben diesen sehr praktischen Überlegungen, wie die Erreichbarkeit des Chefs organisiert wird und wie Chef und Mitarbeiter miteinander kommunizieren ist die entscheidende Frage, wie ist es um die Kommunikations-Kultur bestellt ist.
Nehmen die Mitarbeiter das „Angebot“ der Erreichbarkeit tatsächlich an, oder vermeiden sie dann doch die direkte Ansprache, etwa aus Sorge um die Reaktion des Chefs im Umgang mit Rückfragen, Problemen oder Fehlern, die der Mitarbeiter anspricht.
Im Coaching weisen viele Führungskräfte darauf hin, sie seien für ihre Mitarbeiter doch sehr gut erreichbar und ihre Tür „stehe doch immer offen“. Wenn trotzdem kein Mitarbeiter durch die geöffnete Tür kommt, dann mag die Erreichbarkeit zwar theoretisch bestehen, aber sie wird nicht wahrgenommen und dann sollte sich die Führungskraft fragen, woran das liegen kann.
Das zeigt: Erreichbarkeit ist die notwendige Voraussetzung für eine zeitnahe und effektive Kommunikation – sie allein reicht aber nicht aus, wenn die Kommunikations-Kultur gestört ist.
Stellen Sie sich zu diesem Thema daher doch einmal die folgenden Fragen:
1. Wie gut bin ich für meine Mitarbeiter erreichbar?
2. Was tue ich, wenn ich für meine Mitarbeiter einmal nicht erreichbar bin?
3. Welche Möglichkeiten der Kommunikation biete ich aktuell meinen Mitarbeitern?
4. Welche Möglichkeiten nutzen meine Mitarbeiter davon tatsächlich?
5. Wie zufrieden bin ich mit der Erreichbarkeit meines eigenen Chefs?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.
Ihr / Euer
Frank Bönning
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