Wenn Menschen miteinander interagieren, dann erfolgt diese Interaktion immer auf Basis des von außen wahrnehmbaren Verhaltens. Dies gilt natürlich auch beim Umgang von Führungskräften mit ihren Mitarbeitern. Es ist das durch den Mitarbeiter beobachtbare Verhalten der Führungskraft, welches der Mitarbeiter wahrnimmt und wonach er die Führungskraft beurteilt. Wie verhält sich mein Chef? Wie und wann kommuniziert er? Was sagt er inhaltlich? Wie sind Körpersprache und Ausdruck? Welche Emotionen nehme ich wahr? Wie reagiert er auf bestimmte Ereignisse? Wie empfinde ich sein Verhalten insgesamt?
Dieses nach außen wahrnehmbare Verhalten wird getragen durch die innere Haltung der Führungskraft. Die innere Haltung ist eine komplexe sehr individuelle Mischung unter anderem aus Werten, Erfahrungen, Rolleninterpretationen, Glaubenssätzen und Einstellungen, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens nach und nach entwickelt, die aber unserer Umwelt meist verborgen bleiben. Es ist am Ende nur das Verhalten, welches wir erkennen und interpretieren können. Die dahinter stehende Haltung können wir oft nur vermuten.
Wenn Führungskräfte im Coaching zu mir kommen und ihr Verhalten in bestimmten Situationen ändern wollen, dann ist es ein sehr wichtiger Schritt, die Führungskraft herausarbeiten zu lassen, welche innere Haltung hinter dem jeweiligen Verhalten steckt. Die Arbeit allein am Verhalten greift zu kurz, denn letztendlich ist das Verhalten nur ein Symptom der dahinter stehenden Haltung. Eine Verhaltensänderung in bestimmten Situationen setzt eine Veränderung der inneren Einstellung voraus. So macht sich der Klient bezogen auf eine bestimmte Situation bzw. Verhalten gezielt auf die Suche: Welche Werte sind mir wichtig? Welche Glaubenssätze bestimmen mein Leben? Wie interpretiere ich meine Rolle als Führungskraft? Was bringt mich dazu, mich in einer bestimmten Situation so oder so zu verhalten?
Reagiert beispielsweise eine Führungskraft auf Arbeitsfehler ihrer Mitarbeiter immer sehr emotional und dem Mitarbeiter gegenüber sehr abwertend, dann hilft es wenig, sich rational vorzunehmen, in diesen Situationen zukünftig weniger emotional und abwertend zu reagieren sondern die Frage ist, welche innere Haltung, welche Glaubenssätze und Überzeugungen führen dazu, dass die Führungskraft bei Fehlern der Mitarbeiter so reagiert.
Nur wenn an diesen inneren Einstellungen gearbeitet wird und die Führungskraft ihre Haltung so modifizieren kann, dass daraus ein angemesseneres Verhalten resultiert, dann ist die Verhaltensänderung authentisch und nachhaltig. Dabei geht es nicht darum, Werte, Glaubenssätze und Einstellungen komplett zu tilgen oder ins Gegenteil zu verkehren, denn unsere innere Haltung hat einen guten Grund und ist wichtiger Bestandteil unserer Persönlichkeit. Es geht vielmehr darum, eine Haltung so zu modifizieren, dass sie für die jeweilige Situation funktionaler und zielführender wird.
Nehmen Sie daher doch für das Wochenende zum Thema „Haltung“ einmal die folgenden Fragen mit:
1. In welchen Situationen wünsche ich mir von mir selbst ein anderes Verhalten?
2. Wie genau verhalte ich mich aktuell in diesen Situationen und wie geht es mir dabei?
3. Wie möchte ich mich im Idealfall verhalten und wie sollte es mir dabei gehen?
4. Welche innere Haltung steckt hinter meinem aktuellen Verhalten?
5. Wie kann ich diese innere Haltung verändern, damit mein Verhalten dem Idealzustand näher kommt?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.
Ihr / Euer
Frank Bönning
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