Führungskräfte haben jedem Einzelnen ihrer Mitarbeiter gegenüber aber auch ihrem gesamten Team gegenüber eine Fürsorgepflicht und müssen gleichermaßen die Interessen des Einzelnen aber auch die Interessen aller im Blick behalten. Das wird zur Herausforderung, wenn Ziele, Haltung, Interessen oder Verhalten eines Einzelnen im Team mit den Zielen, Haltungen und Interessen des Gesamt-Teams kollidieren und dies passiert häufiger, als es sich die Führungskraft wünscht.
Zunächst ist es sehr positiv zu bewerten, wenn sich die Führungskraft um die Belange eines jeden einzelnen Mitarbeiters kümmert und diesen als Individuum mit ganz eigenen Zielen, Interessen, Werten, Meinungen, Stärken und Schwächen wahrnimmt. Dies stärkt die Führungsbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter und ist geradezu Grundvoraussetzung, um überhaupt situativ und personenbezogen führen zu können. Mit der gefestigten Führungsbeziehung steigen auch Verständnis und Einfühlungsvermögen für den einzelnen Mitarbeiter.
Neben dieser sehr individuellen Sicht auf den einzelnen Mitarbeiter, muss die Führungskraft aber auch das gesamte Team im Blick behalten und sich fragen, welche Interessen und Ziele hat denn das Team als Ganzes? Was braucht es, damit dieses Team als Ganzes sehr gut zusammenarbeiten kann? Welche Einflüsse von außen können die Zusammenarbeit beeinträchtigen? Aber auch: Welche internen Einflüsse aus dem Team selbst heraus, von einzelnen Teammitgliedern, können das Gesamt-Team negativ beeinflussen?
Entstehen Störfaktoren im eigenen Team, etwa durch das individuelle Verhalten eines einzelnen Mitarbeiters, die negativ auf die Gesamtinteressen des Teams und die Arbeitsqualität und Leistungsbereitschaft ausstrahlen, dann gerät die Führungskraft in einen Konflikt mit sich selbst. Dann findet der mögliche Konflikt nicht nur innerhalb des Teams statt sondern die Führungskraft muss auch für sich entscheiden, welche Interessen sie im Zweifel stärker im Blick haben muss. Die Interessen des Einzeln oder die Interessen des Teams?
Wird beispielsweise ein Mitarbeiter durch einen Vorfall im persönlichen Umfeld aus der Bahn geworfen, bricht mit seiner Leistungsfähigkeit massiv ein, wird dünnhäutig oder zeiht sich zurück oder bringt durch sein Verhalten Unruhe ins Team, dann muss die Führungskraft entscheiden, welchen Interessen sie Vorrang gibt. Dabei neigen Führungskräfte dazu, sehr großes, in manchen Fällen zu großes Verständnis für die Situation des Einzeln zu entwickeln und die Situation des Teams aus dem Blick zu verlieren.
Natürlich sollte die Führungskraft Verständnis und Einfühlungsvermögen zeigen für die persönliche Situation des Mitarbeiters und im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung und Hilfe leisten. Im Zweifel aber sollte Sie die Auswirkungen auf das Gesamt-Team in ihrer Rolle als Führungskraft höher gewichten und das Team vor nicht gewünschten Auswirkungen schützen. Bleibt etwa beständig Arbeit liegen, weil der einzelne Mitarbeiter nicht mehr in der Lage ist, ausreichend leistungsfähig zu sein oder entstehen immer wieder Streit und Unruhe durch einen einzelnen Mitarbeiter, dann muss sich irgendwann die Führungskraft entscheiden, welche Interessen sie höher gewichtet. Im Zweifel gehen hier die Team-Interessen vor. Schon die Rolle als Führungskraft verlangt, dass es gelingt, dass Team als Ganzes vor negativen Einflüssen zu schützen und arbeitsfähig zu halten und damit das "Funktionieren" des Verantwortungsbereiches sicher zu stellen, auch im Interesse des Gesamtunternehmens.
Zum Thema „Interessenwahrung von Einzelnen und im Team“ heute die folgenden 5 reflektierenden Fragen:
1. Wie gewichte ich gewöhnlich Einzel- und Teaminteressen?
2. Welche Situation gab es, in denen schon einmal Einzel- und Team-Interessen kollidiert sind und was habe ich getan?
3. Wie sicher bin ich, welche Interessen mein Team hat?
4. Wie gut kenne ich die individuellen Interessen meiner einzelnen Mitarbeiter?
5. Wie gut kennt mein Chef meine individuellen Interessen?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Ihr tut.
Euer Frank
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