Irgendwann werden die Folgen der aktuellen Corona-Krise in den meisten Unternehmen Schritt für Schritt überwunden sein. Die Frage wird dann sein, was wir aus der Krise haben lernen können? Die Auswirkungen waren so gravierend, dass kaum vorstellbar ist, dass danach alles so sein wird wie zuvor.
Eines steht jetzt schon fest: Das Thema „Mitarbeiterführung“ wird in Zukunft noch wichtiger werden.
Führungskräfte mussten in den letzten Wochen erkennen, dass die Erwartung an sich selbst, weitestgehend die Kontrolle über den durch sie verantworteten Bereich zu haben, nicht zu erfüllen ist. In bislang nie dagewesener Art- und Weise ist es in kurzer Zeit zu einem massiven (gefühlten) Kontrollverlust gekommen. Bestehende weitgehend stabile Systeme wurden von jetzt auf gleich massiv erschüttert und die Auswirkungen auf die Unternehmen waren bei vielen sogar existenzbedrohend.
Der Ausfall / die Quarantäne von Mitarbeitern, Auftragskündigungen von Kunden, das Herunterfahren oder Schließen von kompletten Standorten, der Zwang plötzlich von zu Hause arbeiten zu müssen, neue Kommunikationsformen mit den Mitarbeitern, Unterbrechung von Lieferketten, Produktionsstillstände, massive Kurzarbeit oder Freistellung von Mitarbeitern, Liquiditätsengpässe und deren Management in Kombination mit private Herausforderungen zum Beispiel bei der Kinderbetreuung sowie die Sorge um die eigenen ganz persönlichen berufliche Folgen haben viele Führungskräfte an ihre Grenzen geführt und Ihnen das Gefühl gegeben, plötzlich keinerlei Kontrolle mehr über die Situation haben. Viele Führungskräfte haben aber genau diesen Kontrollanspruch an sich selbst und an den durch sie verantworteten Bereich.
Insoweit wirkt diese Krise – selbst wenn sie am Ende überstanden wird – wie ein Schock nach und kann zu großer Verunsicherung führen. „Ich habe gedacht, ich habe alles im Griff und plötzlich gleitet mir alles aus den Händen.“ So denken jetzt viele Führungskräfte und sind verunsichert. Reflexartig versuchen einige dieser Unsicherheit mit noch mehr Kontrolle zu begegnen doch das ist genau der falsche Weg.
Es bedarf unter anderem einer noch stärkeren Verantwortungsübertragung an die Mitarbeiter und damit wird automatisch das Thema „Führung“ in Zukunft noch wichtiger.
„Führung“ heißt „Menschen bewegen“ oder noch besser „Menschen sich bewegen lassen.“ Führungskräfte müssen zukünftig ihren Mitarbeiter noch mehr Vertrauen schenken und sie in die Verantwortung nehmen. Bereiche müssen so aufgestellt werden, dass sie auch ohne die Führungskraft oder bestimmte Schlüsselmitarbeiter funktionieren. Führung muss so gelebt werden, dass die Mitarbeiter wissen, welche autarken Entscheidungen sie wann treffen dürfen. Das Risikomanagement – eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vorbereitung auf Krisen – muss gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt und verbessert werden.
Erfahrungen aus der Krise müssen jetzt gesammelt werden und die Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitern jetzt die wichtigen Fragen stellen: Was haben wir aus dieser Krise gelernt? Welche positiven Erfahrungen aus der Krise können wir ins Tagesgeschäft übernehmen? An welcher Stelle wurde es für uns gefährlich und was können wir tun, damit das nicht noch einmal passiert? All dies sind wichtige Fragen, die unmittelbar das Führungsverständnis der Führungskraft berühren und großes Potential haben, die Führung nachhaltig zu verändern und zu verbessern.
Gleichzeitig bietet die Krise die Möglichkeit, das Thema „Führung“ noch einmal ganz anders zu reflektieren und daraus für die Zukunft zu lernen.
Vor diesem Hintergrund stellen Sie sich mit Blick auf die aktuelle Situation doch einmal die folgenden Fragen:
1. Was lerne ich persönlich gerade zum Thema „Führung“ aus dieser Krise?
2. Was überrascht mich in dieser Krise bei meinen Mitarbeitern?
3. Was kann ich aus der Krise positives für mich zum Thema Führung mitnehmen?
4. Vertraue ich meinen Mitarbeitern in dieser Krise jetzt mehr oder weniger als vorher?
5. Welche Stärke bringt diese Krise bei mir persönlich zum Vorschein?
Wie immer wünsche ich ein schönes Wochenende und viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.
Ihr / Euer
Frank Bönning
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