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Führungskräfte sollten weniger "annehmen" und mehr reden

Autorenbild: Frank BönningFrank Bönning

Viele Führungskräfte tappen immer wieder in die sogenannte „Annahmefalle“.


In der „Annahmefalle“ ist die Führungskraft gelandet, wenn etwas schief geht und die Erklärung, warum etwas schief gelaufen ist mit dem Satz beginnt: „Ich habe gedacht, dass…“; „Ich habe angenommen, dass…“, „Ich bin davon ausgegangen, dass…“. Vielleicht wird auch noch ein „eigentlich“ vor das Verb gesetzt, also „Ich habe eigentlich gedacht, dass…“. Diese unbewusste Relativierung durch ein „eigentlich“, meistens völlig unbewusst ausgesprochen, zeigt an, dass unterbewusst die Führungskraft weiß, dass es „eigentlich“ noch um etwas anderes geht, dass „eigentlich“ noch etwas anderes schief gelaufen ist.


Wie alle Menschen lassen sich auch Führungskräfte – sie sind ja auch Menschen – von ihren Annahmen und Erwartungen leiten. Wiederkehrende Muster geben uns Sicherheit und erleichtern das Nachdenken. Es ist viel einfacher, die Annahme zu treffen, alles sei klar als wirklich nachzufragen und sicher zu stellen, ob alles klar ist. Ist wirklich klar, wer jetzt was zu tun hat? Ist wirklich eine wichtige Information da gelandet, wo sie benötigt wird? Kann ich wirklich davon ausgehen, dass eine Entscheidung von meinen Mitarbeitern mitgetragen wird, auch wenn ich dieses nicht wirklich ausgesprochen von ihnen gehört habe?


Führungskräfte tun also gut daran, weniger anzunehmen und mehr zu reden, mehr zu kommunizieren. Das ist manchmal lästig. Das kostet Zeit und Energie. Aber es ist eine wirklich lohnende Investition, denn später festzustellen, dass eine Aufgaben, eine Verantwortung nicht klar war, dass eine Information nicht oder zu spät an der richtigen Stelle gelandet ist oder das eine Entscheidung tatsächlich nicht von den Mitarbeitern verstanden und noch besser mitgetragen wird, kostet noch viel mehr Zeit und erzeugt nebenbei bei allen Beteiligten eine Menge Arbeit und Ärger.


Dabei heißt „weniger annehmen“ nicht „mehr kontrollieren“ sondern „mehr kommunizieren“. Rückfragen, sich wesentliche, wichtigen Punkte wiederholen lassen, offene Fragen stellen, einfach noch Zeit in Kommunikation = Absicherung zu investieren lohnt sich.


Im Buch von Thomas Harris, „Das Schweigen der Lämmer“ findet sich an einer Stelle der schöne englische Satz, der vom deutschen Übersetzer nicht übersetzt werden konnte, weil es im Deutschen dazu keine sinngleiche Entsprechung gibt: „When you ASSUME, you make an „ASS“ out of „U“ an „ME“, frei übersetzt: „Wenn Du Dinge annimmst machst Du einen Idioten aus Dir und mir!“


Damit also Führungskräfte und ihre Mitarbeiter nicht zu „Idioten“ werden, oder neutraler formuliert, nicht so viele Dinge schief laufen und und die Führungskraft nicht in die „Annahmefalle“ tappt, sollten Führungskräfte mehr kommunizieren, nachfragen und weniger annehmen.


Wie immer auch zu diesem Thema die folgenden reflektierenden Führungs-Fragen:


1. Wann sind Sie das letzte Mal in einer „Annahmefalle“ gelandet?

2. Wie hätten Sie aus dieser „Annahme“ eine abgesicherte Information machen können?

3. Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Mitarbeiter ermutigt, mehr zu kommunizieren und weniger anzunehmen?

4. Wo sehen Sie den Unterschied zwischen „Nachfragen“ und „Kontrollieren“?

5. Was können Sie konkret tun, damit Ihre Mitarbeiter weniger annehmen und mehr kommunizieren?


Wie immer wünsche ich viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.

Euer Frank Bönning

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