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AutorenbildFrank Bönning

Führungskräfte handeln stets im eigenen Interesse – Unternehmensinteressen gibt es nicht

Fragt man Führungskräfte, was für sie „unternehmerisches Handeln“ bedeutet, dann antworten viele Führungskräfte unter anderem: „Im Interesse des Unternehmens zu handeln.“ Das führt zu der spannenden Frage, was denn „Unternehmensinteressen“ sein sollen.


Auf den ersten Blick scheint die Antwort leicht: Natürlich der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens, definiert über die Umsatz und/oder Ergebnisentwicklung. Die meisten Unternehmen dürften auch Interesse an zufriedenen oder noch besser begeisterten Kunden haben, ebenso an loyalen und leistungsbereiten Mitarbeitern oder effektiven und effizienten Prozesse. Andere Unternehmen definieren ihre Interessen über die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen, die sie herstellen oder erbringen, das Image der Marke oder das Ansehen des Unternehmens in der Öffentlichkeit.


Wenn also eine Führungskraft sagt, sie handelt im „Interesse des Unternehmens“, dann scheint sie vordergründig genau diese Unternehmensinteressen in ihrem Verantwortungsbereich zu verfolgen. Wenn also zum Beispiel eine dauerhaft nicht profitable Niederlassung in einem Unternehmen geschlossen werden muss, dann geschieht dies im Interesse des Unternehmens nach Wirtschaftlichkeit. Wenn ein einheitliches IT-System eingeführt wird, dann geschieht dies im Interesse des Unternehmens an effektiven und effizienten Abläufen.


Leider machen sich viele Führungskräfte nicht bewusst, dass sie keineswegs im Unternehmensinteresse handeln, sondern dass es in Wahrheit um eigene Interessen und vor allem um die dahinter stehenden eigenen Bedürfnisse geht. Das ist nicht schlimm und hat auch nichts mit Egoismus oder fehlender Loyalität zum Unternehmen zu tun, sondern ist aus meiner Sicht einfach der menschliche Grundsatz, beim eigenen Handeln immer die Erfüllung der ureigenen Bedürfnisse im Blick zu haben.


Wer als Führungskraft die Schließung einer defizitären Niederlassung entscheidet bzw. umsetzt, der handelt letztendlich nicht im Interesse des Unternehmens sondern er erfüllt sich eigene Bedürfnisse und diese können ganz unterschiedlich gelagert sein. Die Führungskraft könnte sich Ihr Bedürfnis nach Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes bzw. der eigenen Position erfüllen, weil die Schließung der Niederlassung dazu einen Beitrag leisten kann. Sie könnte sich das Bedürfnis erfüllen, die Sicherheit der Arbeitsplätze aller anderen Mitarbeiter abzusichern. Sie könnte sich das Bedürfnis erfüllen, sich gegenüber dem eigenen Chef oder der Gesellschafter loyal zu zeigen. Sie könnte sich das Bedürfnis nach Macht, Einfluss, Gestaltung und / oder Kontrolle erfüllen. Sie könnte sich das Bedürfnis nach Erfolg und Anerkennung erfüllen, wenn Erfolg für die Führungskraft bedeutet, schwierige Entscheidungen treffen und umsetzen zu können.


Wer sich als Führungskraft der eigenen Bedürfnisse und damit Beweggründe des Handelns bewusst wird, lernt sich besser kennen und bekennt sich zu den eigenen Antreibern. Gleichzeitig gewinnt die Führungskraft in ihrer Argumentation mehr Klarheit und wirkt authentischer, als wenn sie wie auch immer geartete Unternehmensinteressen „vorschiebt“.


Besonders deutlich wird dies übrigens, wenn im Unternehmen Entscheidungen getroffen werden, die den Bedürfnissen der Führungskraft zuwiderlaufen. Dann finden sich sehr schnell Argumente, warum derartige Entscheidungen „im Unternehmensinteresse“ aus Sicht der Führungskraft nicht sinnvoll oder zielführend sind. Wer aber in diesem Fall reflektieren kann, warum eine Unternehmensentscheidung gegen die eigenen Bedürfnisse läuft, der sollte bei Entscheidungen, die durch die Führungskraft entschieden oder mitgetragen und als notwendig und hilfreich empfunden werden, sich ebenfalls zu seinen Bedürfnissen bekennen.


Zum Thema „Unternehmensinteressen“ versus „eigener Bedürfnisse“ heute die folgenden 5 Fragen zur Reflektion:


1. Welche „Unternehmensinteressen“ kenne ich und unterstütze ich und welche Bedürfnisse erfülle ich mir persönlich damit?

2. Welche „Unternehmensinteressen“ lehne ich ab und welchen Bedürfnissen laufen diese entgegen?

3. Wie oft argumentiere ich bei schwierigen Entscheidungen mit „Unternehmensinteressen“ und warum?

4. Was würde passieren, wenn ich statt mit „Unternehmensinteressen“ mit meinen eigenen Bedürfnissen argumentieren würde?

5. Wenn mein Vorgesetzter von „Unternehmensinteressen“ spricht, welche persönlichen Bedürfnisse hat er oder sie in Wirklichkeit?


Wie immer wünsche ich viel Glück und Erfolg bei allem, was Sie tun.

Ihr Frank Bönning

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